Regionalliga: Pinke Zeiten bei den „Blauen“

Nur mal angenommen, mit dem Begriff rosarot kämen die „Blauen“ nicht so zurecht (des Rots wegen…): Dann nennen wir sie einfach mal „pinke“ Zeiten, welche die Stuttgarter Kickers aktuell durchlaufen.

Der frühere Bundesligist ist wieder wer! Man strebt zurück in die 3. Liga.

Was für ein Tal der Tränen mussten die Kickers und ihre leidgeprüften Fans durchwandern: Abstieg in die Oberliga! Damit nicht genug: Jahr für Jahr, so schien es, wollte und wollte der Wiederaufstieg einfach nicht gelingen. Mal war die Personalplanung schuld, mal die Konkurrenz zu stark, mal kam Corona. Wie verhext.

Die Stuttgarter Kickers, gegründet 1899, sind einer der traditionsreichsten Fußballvereine in ganz Deutschland. Das ist hinlänglich bekannt. Ebenso, dass der Verein eine leidenschaftliche Fanbasis und eine große Geschichte aufweist. Die Historie der Kickers war stets geprägt von Ehrgeiz, Widerstandsfähigkeit und der bedingungslosen Unterstützung ihrer treuen Anhänger.

In jüngerer Vergangenheit stechen die Spielzeiten 1988/89 sowie 1991/92 ins Auge: Damals kickten die Degerlocher in der Bundesliga. Dort reichte es zu Achtungserfolgen, wie einem legendären 4:1 (!) beim düpierten FC Bayern München (5. Oktober 1991), doch der Klassenerhalt wurde jeweils knapp verpasst. Im ersten Bundesliga-Jahr fehlten am Ende nur vier Törchen auf die Frankfurter Eintracht, im zweiten hatten die Kickers das Pech, dass aufgrund der Wiedervereinigung und der damit verbundenen Aufnahme der DDR-Teams gleich vier Mannschaften absteigen mussten. Als bestem dieser vier Absteiger fehlte den Kickers, damals von Rainer Zobel trainiert, ein Zähler auf die SG Wattenscheid. Für Aufsehen sorgte seinerzeit das Sturmduo Marcus Marin und Dimitrios Moutas, das es auf 25 Tore brachte.

Gute, alte Zeit. Auch nach dem Abschied aus dem Oberhaus waren die Degerlocher lange Jahre fester Bestandteil der 2. Bundesliga, in deren „Ewigen Tabelle“ sie noch immer einen Spitzenrang einnehmen. Nach einem kurzen Regionalliga-Intermezzo Mitte der 90er etablierten sich die Kickers zwar schnell wieder in der Zweiten Liga, stiegen aber 2001 erneut ab. 2003 geriet der Verein in finanzielle Schieflage, der langjährige Präsident Axel Dünnwald-Metzler, der die Kickers 24 Jahre durch ihre erfolgreichste Ära geführt hatte, gab sein Amt ab, der Klub konnte nur durch den Verkauf des vereinseigenen, nach Dünnwald-Metzler benannten ADM-Sportparks vor dem finanziellen Ruin bewahrt werden.

Als 2008/09 die 3. Liga eingeführt wurde, gehörten die Stuttgarter Kickers zum erlesenen Kreis, legten aber einen katastrophalen Start hin. Den ersten „Dreier“ verbuchten sie erst am 14. Spieltag, am Ende konnten auch zwei Trainerwechsel den letzten Platz und erstmaligen Abstieg in die Viertklassigkeit nicht verhindern. Ein schweres Los für den deutschen Vizemeister von 1908 (1:3 gegen Viktoria ’89 Berlin) und DFB-Pokal-Finalisten 1987. Lange hielt der damalige Zweitligist damals im Finale gegen den favorisierten Hamburger SV im Berliner Olympiastadion ein 1:1, doch Manfred Kaltz (88.) und ein Eigentor von Niels Schlotterbeck (90.) beendeten den Traum von der großen Sensation.